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sich zwischenzeitlich von dem Schock erholt. Xiaomeng und Chan
stellten sich kurz Christopher vor und sprachen kurz über den
Stand der Kampagne. Nach neuesten Informationen gab es nach
der gestrigen Debatte leichte Verluste in den Umfragen. Ein nach
den von Matsuo erwähnten Kontakten zu den Revolutionären be-
fürchteter Dammbruch blieb aber aus.
"Nehmen sie mit uns am Zazen teil, Harmon Xiansheng?", fragte
Xiaomeng, die in der nun entspannten Atmosphäre auf Christopher
selbstbewusst wirkte, seine Augen ruhten lange auf ihr. Sakura warf
ihm einen abschätzigen Blick zu.
"Sehr gerne."
Bereits eine halbe Stunde später betraten die ersten Mitstreiter und
sonstige Interessierte die Parteiräumlichkeiten. Christophers Beg-
leiter hatten alle Mühe, das Geschehene zu erklären. Durch die An-
wesenheit von knapp dreißig Personen kamen die Aufräu-
marbeiten, die die Anwesenden noch vor dem Zazen durchführten,
gut voran. Kurze Zeit später fanden sich alle Praktizierenden im
Zendo ein. Zuko war nicht anwesend, da er noch immer an einer
Wahlkampfsveranstaltung teilnahm, von der auch die meisten An-
wesenden kamen.
Sie saßen eine halbe Stunde im Zazen. Christopher beflügelte das
gemeinschaftliche Sitzen. Er fühlte sich zum ersten Mal seit der
Ankunft außerhalb des Utamakuras entspannt und zufrieden. Im
Anschluss verabschiedete er sich mit Sakura von den anderen, die
die restlichen Spuren der vergangenen Nacht beseitigten, und fuhr
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mit ihr in Richtung Redaktion. Auf dem Weg dorthin meldete sich
Sakuras Kontakt, mit dem sie ein unterkühltes Gespräch führte.
"Er empfängt Sie", sagte Sakura mit abwesendem Blick. Offensicht-
lich irritierte sie es, dass Christopher am vierten Tag seines
Aufenthalts ein Treffen mit dem Traum eines jeden Journalisten
bekam. Ein Wimpernschlag später wich die Irritation offener
Freude.
"Das wird eine gigantische Story."
Auch Christopher spürte eine angenehme innere Unruhe. Bei Feng
hatte er sich die Zähne ausgebissen, er hatte ihn nicht aus der
Reserve locken können. So etwas durfte ihm bei einem heißblütigen
Revolutionsführer nicht passieren. Er sah seine Chance gekommen.
* * *
"Ich glaube es noch immer nicht", sagte Sakura, während sie Chris-
topher über die erhaltenen Instruktionen informierte. Haruto hatte
präzise Vorstellungen bezüglich des bevorstehenden Treffens. Sie
standen in Sakuras Büro und sahen Wang Dun durch die
Glasscheibe zu, wie er aufgeregt vor seinem Schreibtisch auf und ab
ging, das PD am Ohr. Seit Sakura ihn über das anstehende Treffen
informiert hatte, verbarg er sein inneres Feuer nur leidlich.
"Wieso ist das eine so große Nummer? Trifft sich nicht auch ihr
Parteichef mit ihm? Oder war ihnen das vor der Debatte nicht
bekannt?"
"Doch, innerhalb der Partei achten wir sehr auf Transparenz. Mat-
suo ist sein Bruder, aber selbst bei ihm bedeutet ein Treffen mit
Haruto einen großen organisatorischen Aufwand."
Sie scrollte die Mail nach unten und las weiter vor. In etwa einer
Stunde würde ein Fahrer Christopher abholen, der ihn dann mit
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verbundenen Augen zum Hauptquartier der Revolutionäre brächte.
Die Anweisungen gestatteten keine elektronischen Geräte jedweder
Art. Keine Begleitung. Das Dokument beschrieb sogar seine
Kleidung. Er hätte exklusive Fahrt exakt eine Viertelstunde Zeit für
das Interview.
Christopher zog den geforderten grünen Pullover an und griff in
seinen Rucksack. Eine kleine Kapsel kam zum Vorschein, die er
Sakura zeigte.
"Haben Sie Kopfschmerzen?"
Er quittierte den Kommentar mit einem spöttischen Blick.
"Das hatte ich erstmals in China im Einsatz, dadurch kann ich nach
meiner Rückkehr im Nachhinein über die Augenbinde hinaus
schauen".
Bevor sie etwas erwidern konnte, steckte Christopher sich die
Kapsel in den Mund und spülte sie mit einem Schluck Wasser
herunter.
"In den Bedingungen stand keine elektronischen Geräte jedweder
Art", sagte Sakura.
"In der Kapsel steckt eine winzige Brennstoffzelle, die permanente,
aber aufgrund der Ummantelung für externe Beobachter nicht
sichtbare Energie aus der Reaktion mit dem umgebenen Wasser
generiert und über mehrere Dutzend Methoden aufzeichnet, an
welchem Ort ich mich befinde und anhand von Vibrationen Ger-
äusche außerhalb meines Körpers aufnimmt. Letzteres abhängig
von der letzten Mahlzeit in schlechter bis unverständlicher
Qualität."
"Bedeutet das, dass wir erst nach, sagen wir, einem Tag an die In-
formationen kommen...?" Sakura setzte dabei einen angewiderten
Gesichtsaufdruck auf. Christopher zog seine braune Cargohose aus
und schlüpfte in die laut Einladung geforderte Blue Jeans.
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"Keine Sorge, es besteht die Möglichkeit, die Kapsel zu orten und
auszulesen. Allerdings muss man wissen, wo man sucht. Der Scan-
ner befindet sich in meinem Rucksack". Er zog seinen Gürtel fest
und sah sie an. "Wollen wir los?"
Sie zwängten sich an dem hektisch gestikulierenden Wang Dun
vorbei, der Ihnen noch nachrief ja alles aufzuschreiben und nichts
zu vergessen und die ganze Sache ganz allgemein nicht zu vergeigen
und sich schleunigst zu melden. Sie fuhren mit Sakuras Wagen zum
vereinbarten Treffpunkt, der sich in der Mitte des Messplatzes be-
fand. Eine Viertelstunde lang saßen sie im Schatten der vor ihnen
aufragenden Türme der rothulanischen Kathedrale auf einer Bank,
die jemand nach den Tumulten wieder aufgestellt hatte, bis ein
Mann mit einer langen braunen Jacke neben Sakura auftauchte.
"Nur der Mann."
Christopher stand auf und erschrak. Kiyan? Auch in Kiyans Gesicht
zeigte sich Verwunderung.
"So schnell sieht man sich wieder", sagte Christopher, ihn
musternd. Kiyan erholte sich rasch von der Überraschung und ent-
gegnete: "Keine Konversation. Folgen Sie mir."
Christopher nickte Sakura zu und verließ mit Kiyan den Platz in
Richtung der gegenüberliegenden Seite zur Kathedrale. Sie stiegen
wortlos in einen riesigen, gelbroten Wagen neuester Bauart und
fuhren an der Kathedrale vorbei in Richtung Norden durch die
reichen guanjun-Viertel, die mittelständigen Gegenden und
schließlich die verwahrlosten jayun-Viertel.
Zum ersten Mal seit seiner Anreise sah Christopher das Umland
von Cubuyata City. Nur vereinzelt säumten Hütten an der auf ihrer
Seite stark frequentierten Straße die karge Landschaft, die Chris-
topher an seine Touren durch den amerikanischen Westen erin-
nerte, die er alleine auf einem uralten Gleitrad bestritten hatte und
an die er sich noch heute gerne erinnerte.
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Etwas weiter entlang der Strecke, kurz unterhalb des Horizonts,
schoben sich die ersten Solarfelder ins Blickfeld, die Christopher
bereits während seines Hinflugs bei der Landung aus der Luft be-
trachtet hatte.
Nach einigen wortlosen Kilometern erblickte er die ersten Ber-
gbaugebäude und metallverarbeitenden Betriebe links und rechts,
mittlerweile weit draußen in der Landschaft, die die auf Cubuyata
reichhaltig vorhandenen seltenen Erden wie Europium, Ytterbium
und das ehemals nur in Großchina geförderte Neodym ausgruben,
herauslösten, in transportierbare Form brachten und damit
Cubuyatas Reichtum mehrte, zumindest jenen der herrschenden
guayun-Klasse.
Sie fuhren bereits eine Stunde, als Kiyan seinen Wagen aus dem
nun deutlich spärlicheren Verkehr löste und an einer verlassenen
Parkbucht zum Halten kam.
"Aussteigen."
Christopher folgte Kiyan abseits des Fahrzeugs an einen von gut
einem Dutzend Tischen mit je vier Stühlen, hässlich und aus kaltem
Beton, die sie wie den Rest des Parkplatzes verlassen vorfanden. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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