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Sippenfehden oder Zwistigkeiten zwischen Klans. Eine Sippe
besteht aus dem ältesten Mann, seinen Frauen und den
gemeinsamen Sprößlingen, solange diese nicht selbst eine
Familie gründen. So eine Sippe kann bis zu zwanzig Personen
umfassen. Das ist die obere Grenze, denn mehr kann das eng
begrenzte Jagdgebiet, das zu Fuß durchstreift werden muß,
nicht ernähren.«
»Ich verstehe. So eine Sippe entspricht etwa unserer Familie
im weiteren Sinn. Größere Verbände werden sich je nach ihrer
kulturellen Stufe anders organisieren müssen, nicht?«
»Ja. Die primitivsten Wilden haben keinen größeren Verband
als die Sippe. Aber die Kusulongo-Gesellschaft, wie wir sie
nennen, kennt eine viel entwickeltere Struktur. Es ist ja auch
die größte und am weitesten fortgeschrittene Kultur. Zehn bis
zwanzig Sippen bilden einen Klan, eine zusammenwirkende
Gruppe, die sich auf die gemeinsame Abstammung von einem
Ahnherrn beruft und ein größeres Territorium beherrscht, das
sie mit den halbwilden Herden durchzieht. Die Klans sind
wiederum in Stämmen locker zusammengeschlossen, von
denen jeder einmal jährlich in irgendeiner traditionellen Oase
eine Stammesversammlung abhält. Dort werden dann
Handelsgeschäfte getätigt, Bekanntschaften geschlossen und
Ehen arrangiert. Außerdem dienen diese Versammlungen auch
der Schlichtung von Streitigkeiten. Zwischen den Klans
kommt es ständig zu Reibereien wegen der Benutzung von
Ammoniakquellen und Jagdgebieten. Auch Ehrenhändel aller
Art sind häufig. Man heiratet nur innerhalb seines Stammes,
denn jeder Stamm hat seine eigene Kleidung, seine Sitten,
seine Götter und so weiter.«
»Und es gibt keine Kriege zwischen verschiedenen
Stämmen?« fragte van Rijn.
»Nein, nur wenn es zu einer Stammeswanderung kommt. Seit
unsere Station existiert, haben wir nur einmal davon gehört.
Ein Stamm mußte seine Heimat verlassen, weil sie durch
Austrocknung unbewohnbar geworden war, und es gab einen
erbitterten Krieg mit den benachbarten Stämmen, die ihre
Oasen und Jagdgebiete verteidigten. Normalerweise gibt es
keine organisierte Kriegführung. Es fehlen ihnen einfach die
Mittel, Armeen zu unterhalten, nehme ich an.«
»Ich weiß nicht.« Van Rijn wiegte zweifelnd den Kopf. »Ich
habe den Verdacht, daß die Gründe anderswo zu suchen sind.
Wenn Menschen Krieg führen wollen, lassen sie sich daran
nicht durch die Überlegung hindern, ob sie sich einen leisten
können oder nicht. Und die Eingeborenen scheinen mir darin
nicht humaner zu sein als wir. Vielleicht liegt da der Schlüssel
zu unserem Problem. Wir müssen nur wissen, wie wir ihn zu
benutzen haben.«
»Auch die Alten wirken kriegsverhütend«, sagte Joyce. »Sie
regeln oft Streitfragen zwischen einzelnen Klans, unter
anderem.«
»Ach ja, diese Stadtbewohner. Was sind das für Leute?«
Joyce starrte aus dem Fenster. Niedriges, graues Buschwerk,
Felsblöcke und Staubwirbel unter rötlichem Dämmerlicht.
Weit voraus konnte man jetzt das Lubambarugebirge sehen,
eine eisbedeckte Kette mit scharf zersägten Gipfeln, die
schimmernd und unwirklich in den düsteren Himmel
aufragten.
»Die Alten sind Überlebende der versunkenen Kultur«, sagte
sie. »Sie blieben in ihrer Stadt und bewahrten die Künste und
das Wissen, die ohne sie längst in Vergessenheit geraten
wären. Ihre Lebensweise ist den heutigen t Kelanern fremd
geworden, aber es gibt immer noch eine gewisse Fluktuation.
Wem es in der Stadt nicht gefällt, der wandert in die Ebenen
hinunter und schließt sich den Nomaden an, während
umgekehrt auch Nomaden in die Stadt gehen und dort
aufgenommen werden. Die Alten sind ein eigener
psychologischer Typ. Reservierter und intellektueller als die
anderen Eingeborenen.«
»Und wovon leben sie?«
»Von Dienstleistungen und Gütern, die sie herstellen. Sie
werden dafür mit Nahrungsmitteln und Rohmaterial bezahlt.
Sie haben Schreiber, Ärzte, geschickte Metallarbeiter, Weber
feiner Textilien, Lehrer, Priester und sogar Pulvermacher. Aber
sie verkaufen nur Feuerwerkskörper, keine Feuerwaffen,
obwohl sie selber ein paar Kanonen besitzen. Man sagt ihnen
magische Kräfte nach, besonders, weil sie die Gasausbrüche
ihrer Sonne vorausberechnen können.«
»Und bis gestern waren sie freundlich?«
»Ja, auf ihre zurückhaltende Weise. Aber sie müssen den
Angriff schon länger geplant haben. Sie haben die Shangas
zum Überfall angestiftet, ihnen Pulver geliefert und
beigebracht, wie man Sprengladungen zündet. Ich kann mir
immer noch nicht denken, warum sie das getan haben. Ich bin
überzeugt, daß sie uns glaubten, als wir ihnen erklärten, wie
und weshalb wir ihrem Planeten helfen wollten.«
»Das mag sein. Aber damals hatten sie die ganze Tragweite
dieses Projekts vielleicht noch nicht erkannt.« Van Rijn
stocherte mit einem Fingernagel zwischen seinen Zähnen
herum und verfiel in brütendes Schweigen.
Plötzlich schlug er mit der Faust auf das Armaturenbrett, daß
Joyce zusammenschreckte. »Verdammt, ich hab s!« brüllte er.
»Es paßt alles zusammen.«
»Was?« Joyce setzte sich aufrecht.
»Ich weiß noch nicht, was ich damit anfangen soll.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nicht so wichtig. Lassen Sie mich nachdenken.« Er versank
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